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Version 1.0 Gerhard - Hermann Kuhlmann, November 2005

03.04.16 (Feldpostbrief)

Briefstempel „I. l.M.K. Res. Feldart. Reg. No. 14“

Fr. Martha Ihle

Heiligenkirchen

Vor Verdun den 2. April 1916

Liebe Martha!

Gestern am 1. April erhielt ich Dein ausführliches Schreiben vom 30.3. Herzlichen Dank.

Dieses allerliebste Schreiben forderte eigentlich eine sofortige Antwort. Habe mich aber noch zeitlich auf das Datum besonnen und es für richtiger gehalten am 1. April nicht zu schreiben. Die Gefahr lag nahe, daß Du mir Ansichten meinerseits über militärische Maßnahmen hier dann für Aprilkinder halten könntest. Du kennst meine Ansichten über unsere militärischen Maßnahmen in letzter Zeit. Langsames Vorarbeiten bei Verdun ist keinesfalls beabsichtigt gewesen*, auch, ist der einsichtige Franzmann nichts weniger als (...**). Mit Erstürmung belgischer Festungen wird der Franzose wohl sicher nicht (...)***. Ich habe schon öfter darauf hingewiesen, daß in Zeiten, die keine positiven Ereignisse aufweisen, die Zeitungen mit Vorsicht zu genießen sind, die Aufsätze einzelner französischer Schwarzseher besagen gar nichts. Ihr könnt Euch keinen Begriff davon machen was es heißt, heut hier Trommelfeuer, in den nächsten Tagen auf einer anderen Stelle, die schwere und schwerste Artillerie muß dauernd Stellungswechsel vornehmen. So viel schwere Geschütze besitzen wir nicht, um sie in den betreffenden Frontabschnitten allein zu verwenden. Ein Beispiel: zum Transport eines 28 cm Mörsers gehören etwa 6 Dampflokomotiven (Dampfpflüge) und doppelte Anzahl von Wagen. Schönes trockenes Wetter seit drei Tagen, dieses wird am besten den Stellungswechsel und den Munitionsnachschub erleichtern. Heute nachmittag beginnt unsererseits wieder ein zehnstündiges Trommelfeuer.

(Blatt zuende)

(Schluß fehlt)

*offenbar hat das in einer von Martha angeführten Zeitung gestanden, als Erklärung für den bislang völlig enttäuschenden Verlauf der Offensive vor Verdun. (ghk)

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