21.07.18 Brief ohne Umschlag (2. Brief vom selben Tag)

Sonntag, den 21. Juli 1918

Liebste Martha!

Heute schreibe ich zwei Briefe, die beide an Dich gerichtet sind. Der erste ist der Feldpost zur Beförderung übergeben, diesen letzten wird ein Urlauber mitnehmen, dessen Urlaub soeben bewilligt wurde. Hoffentlich erhältst Du ihn spätestens am Mittwoch. Vor drei Stunden erhielt ich zwei Briefe von Dir, einen längeren vom vorigen Sonntag und einen kürzeren vom Dienstag. Im allgemeinen ist die Postbeförderung noch sehr im argen. Ich befürchte übrigens, daß die Zeiten der schnellen Beförderung derselben endgültig vorüber sind, da nun zu viel Truppen im Westen mit Post versorgt werden müssen und außerdem die Bahnen während des Sommers durch Truppentransporte dauernd überlastet sind. Vielleicht wird‘s im kommenden Winter dann wieder bessere Zeiten geben in dieser Beziehung. - Leider bin ich gezwungen, dieses Schreiben kurz abzubrechen, da ich nicht mehr sehen kann. Ich schreibe nämlich draußen ohne Licht 10 Uhr abends diese Zeilen. Möchte noch schnell mit aller Entschiedenheit die Behauptung der Firma Wendt- Iggensen zurückweisen, nach welcher ich dieser eine Maschinenlieferung genannter Art in Auftrag gegeben haben soll. Ein Irrtum meinerseits ist ausgeschlossen. Wie steht es mit der Reklamation? (Anfang August anfangend) Genaue Angabe des Datums über Beginn der Reklamation halte ich jetzt für falsch, da der erste August schon in 10 Tagen, und das Gesuch noch nicht hier sein kann. Herzliche Grüße an Dich, Paul Minchen

Fritz

(Rückseite ist nicht beschrieben)

Zum Obermenü 1918
Version 1.0 Gerhard - Hermann Kuhlmann, November 2005