Friedrich von Wrangel

Geboren 1784 in Stettin (Pommern - Preußen - Heiliges Römisches Reich deutscher Nation)

Gestorben 1877 in Berlin (Preußen - Deutsches Reich)

Konfession: evangelisch

Wrangel entstammt einem alten Adelsgeschlecht, das in hohen Positionen in Dänemark, Schweden, Preußen und Rußland, zu finden war. Nach dem Besuch eines Gymnasiums (keiner Kadettenanstalt!) ging er zur Armee des Königs von Preußen und machte Karriere. Im Hungerjahr 1847 wurde er Militärgouverneur von Berlin, ein Jahr später Oberkommandierender der Truppen des Deutschen Bundes im Krieg gegen Dänemark. Schließlich erfolgte am 16. September 1848 seine Ernennung zum Oberbefehlshaber in den Marken. Er war es, der erneut Berlin militärisch besetzte und die Bürgerwehr auflöste. Er kommandierte die Armee während des anschließenden über acht Monate währenden Belagerungszustands. Er war für diese Aufgabe ausgewählt worden, weil er 1837 in Münster gegen protestierende katholische Gymnasiasten und Studenten und 1847 in Stettin bei Hungerunruhen militärische Entschlossenheit, aber zugleich großzügige Nachsicht gegen wehrlos Gewordene gezeigt hatte.

Bereits am 20. September 1848 provozierte er die Berliner Demokraten mit der ersten Militärparade in der Stadt seit dem 19. März 1848 und einer mokanten Bemerkung über den traurigen Zustand, in dem er Berlin wiedersähe, in dessen Straßen ja Gras wachse. Am 10. November marschierte er mit 10.000 bis an die Zähne bewaffneten Soldaten in Berlin ein und blockierte den Sitzungssaal des preußischen Parlaments. Zwei Tage später ließ er unter einem durchsichtigen Vorwand von der Regierung den Belagerungszustand über Berlin verhängen, löste die Bürgerwehr auf und vollzog sukzessive deren Entwaffnung. Sitzungen der preußischen Volksvertreter außerhalb des gesperrten Parlamentssaals, im Schauspielhaus, unterband er durch militärische Intervention. Jedoch handhabte er den Belagerungszustand gegenüber der Bevölkerung mit gewisser Nachsicht und ließ sich auch durch verbale Provokationen dabei nicht aus der Ruhe bringen. Psychologisch geschickt paßte er sich dem Berliner Umgangston an und bewies mehr als einmal, daß er die Berliner Schlagfertigkeit ebenfalls beherrschte. Zielgerichtet ließ er zudem Anekdoten über sich verbreiten. So erwarb er eine zweifellos beabsichtigte Popularität und bald den Spitznamen »Papa Wrangel«.

(nach Kurt Wernicke Der Ehrenbürger Friedrich von Wrangel 1784-1877 in www.berlinische-monatsschrift.de)

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Gerhard-Hermann Kuhlmann 15.11.2004 (Version 1.0)