Gerhard H. Kuhlmann: Historisches Glossar zu dem Geschichtsspiel "KAMPF UM ROM"

Die Internet Fassung ist gegenüber der gedruckten gekürzt. Die Broschüre (außer dem kompletten Glossar zu "Kampf um Rom" mit Illustrationen sind die Zusatzregeln für das Spiel GERMANICA mit vier und fünf Spielern und eine Zweispielerversion von HUNNEN, RÖMER UND GERMANEN enthalten) kann zusammen mit 60 zusätzlichen Holzspielsteinen und 60 Etiketten gegen Einsendung von € 6,50 in Briefmarken und einen frankierten und adressierten A5 Rückumschlag bei mir bestellt werden.)

Hier finden sich sehr kurze Erläuterungen zu den in der Völkerwanderungszeit im Bereich des Spielplankarte lebenden Völkern. Die Namen sind lateinisch aufgelistet, so, wie sie uns durch die Quellen überliefert sind. Außerdem werden die kulturellen Entwicklungen, die nach dem Flußdiagramm "Kulturfortschritte" möglich sind, knapp erläutert.

ACKERBAU
Abgesehen von den hochspezialisierten Nomadenvölkern betrieben alle Völker der Spätantike Ackerbau mit Pflug und Ochsengespann, Hacke und Sichel. Die Römer bauten als Getreide hauptsächlich Weizen, Gerste und Hirse an. Die Ostgermanen verbreiteten im 5. Jahrhundert Roggen, Hafer und Spelt u.a. als Futtergetreide. (siehe MITTELALTERLICHE LANDWIRTSCHAFT)

Aestii Esten
Die Esten sind seit Urzeiten im Ostseeraum ansässig. Ihr Siedlungsraum und der der verwandten, ebenfalls finno-ugrischen, Liven reichte damals noch weiter nach Süden.

Alamanni Alamannen
(= Männer insgesamt) ein elbgermanischer Stamm, der sich im 3. Jahrhundert am oberen Main offenbar aus abgewanderten Semnonen des Elbe-Havel Gebietes gebildet hat. Von den Nachbarvölkern wurden die Alamannen als Sueben (=Schwaben) bezeichnet. Um 260 überschritten sie den Limes und siedelten bis zum Rhein und Bodensee, ab dem 5. Jahrhundert auch in der heutigen Schweiz und im Elsaß. 496/97 fielen die Alamannen unter fränkische Herrschaft. Sie erhielten jedoch einheimische Stammesherzöge. (Mehr Informationen zu den Alamannen des Frühmittelalters? Besuchen Sie bitte das Alamannenmuseum in Ellwangen.)
Der heutige Sprachgebrauch, die Begriffe Alemannen und Schwaben zu unterscheiden, ist nachweisbar erst 1803 aufgekommen und hat seine historische Begründung allein in dem unterschiedlichen Staatsbewußtsein von Badenern und Württembergern.

Alani Alanen
Bezeichnung für mit den Sarmaten verwandte iranische Steppenvölker, die seit dem 1. Jahrhundert nördlich des Kaukasus lebten. (Sie sind unmittelbare Vorfahren der heute noch dort lebenden Osseten.) Eine von den Hunnen nach Westen gedrängte alanische Gruppe unter einem Heerkönig zog 406 mit den Wandalen über den Rhein und 409 nach Spanien, wo es bis 418 ein alanisches Königreich gab, an das noch heute angeblich die Bezeichnung "(Kat-)alanien" erinnert. Das Alananreich wurde von den Westgoten erobert. Die überlebenden Alanen schlossen sich 418 den Hasding-Wandalen an und zogen mit ihnen 429 nach Afrika.

Angli Angeln
Ob die Angeln, wie im Spiel geschehen, wirklich den Nordsee-Germanen zugerechnet werden können, ist fraglich. Ihre Spur verliert sich nach dem Abzug der Angli et Saxones. Das Siedlungsgebiet der Angeln gelangte unter den Einfluß der Dänen im Osten und der Friesen im Westen. Teile der Angeln zogen auch nach Süden und sind in den Thüringern (sieheThuringi) aufgegangen und an der Unstrut noch im 9. Jahrhundert als besondere Volksgruppe bezeugt. An die A. erinnert noch die Landschaftsbezeichnung 'Angeln' für einen Teil Schleswigs und "England".

Angli et Saxones Angelsachsen
 

Sammelbezeichnung für nord-seegermanische Gruppen (mehrheitlich Sachsen), die seit 451 das von den Römern verlassene Britannien eroberten und neu besiedelten. Sie errichteten verschiedene Königreiche und verdrängten die keltische Bevölkerung nach Westen. Bis Mitte des 7. Jahrhunderts wurden die Angelsachsen -z.T. von irischen Mönchen- zum römischen Christentum bekehrt. Seit dem 9. Jahrhundert gab es ein gesamt-englisches Königreich.

Aquitani Aquitanier siehe Gallo-Romanen

ARIANISCHES CHRISTENTUM
Vor 381 vom oströmischen Kaiser begünstigt, wurde der Arianismus seitdem im römischen Reich verfolgt. Um 369 übersetzte Ulfilas die Bibel in die gotische Sprache und schuf dafür eigens eine auf dem Griechischen basierende gotische Schrift. Da zu seiner Zeit der Arianismus vorherrschende Glaubensrichtung war, vertrat er die arianische Lehre. Nachdem die Westgoten missioniert waren, übernahmen im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts alle ostgermanischen Völker das Christentum in seiner arianischen Ausprägung (später auch die elbgermanischen Langobarden und Quaden).Während er den germanischen Kriegeradel von der romanischen Bevölkerung dauerhaft trennte, eignete sich der Arianismus offenbar hervorragend als vom Königtum geführte Reichskirche der einzelnen germanischen Völker. Eine überstaatliche Kirche aller Arianer gab es nicht. Ebensowenig ist von Konflikten der arianischen Kirche mit den Königen irgend etwas bekannt. Andererseits überdauerte der Arianismus den Glaubenswechsel eines Herrscherhauses zum Katholizismus nur kurze Zeit (so bei den Westgoten, Burgundern und Langobarden). Theologisch weist der Arianismus, der nur Gottvater, nicht aber Christus und den Heiligen Geist als göttlich anerkannte, einige Berührungspunkte mit dem Judentum und dem späteren Islam auf. Auch die strikte Ablehnung von Bildern hatten die Arianer mit jüdischen und muslimischen Gläubigen gemeinsam. Die Arianer waren gegenüber anderen Glaubensrichtungen (Juden, Heiden, syrische Christen und im allgemeinen auch gegenüber römischen und griechischen Christen) nach den Maßstäben der Zeit tolerant. (1) Der Arianismus -auch hierin dem Islam und dem Judentum näher  als dem römischen oder griechischen Christentum- lehnte das Mönchswesen und den Zölibat, selbst der Bischöfe, ab. Heiligenverehrung und Reliquienkult waren den Arianern fremd.

Avari Awaren
Die Awaren sind ein türkisches Volk aus Zentralasien mit hochentwickelter Pferdezucht. Sie haben den STEIGBÜGEL in Europa eingeführt und galten lange Zeit als unbesiegbar. 567 eroberten sie im Bündnis mit den Langobarden das Gepidenreich und siedelten sich in der Donau-Theiß-Ebene zu beiden Seiten der Donau an. Ihr Aktionsradius reichte nach Norden bis zur Elbe. Die slawischen Völker südlich der Sudeten, westlich der Karpaten und nordwestlich der Drina gehörten zu ihrem Reich. Byzanz erkaufte sich für mehr als ein Jahrhundert Verschonung durch regelmäßige hohe Tributzahlungen. Erst Karl der Große bezwang sie. 896 wurde der von den Awaren beherrschte Raum von dem Reitervolk der Ungarn erobert.

Balten, Slawen und Illyrer
sind hier allein aus spieltechnischen Gründen zu einer Gruppe zusammengefaßt. Innerhalb der indo-germanischen Sprachen sind die baltischen Sprachen und die slawischen Sprachen nicht näher miteinander verwandt als mit anderen indo-germanischen Sprachgruppen (Romanen, Kelten, Germanen, Griechen, Iraner).

Belgae Belgen
siehe Gallo-Romanen

Beulenpest/Lungenpest
444 und zwischen 541 und 594 durchzogen mehrere katastrophale Pestepidemien Asien, Afrika und Europa. Im Jahr der "Justinianischen Pest" 541 soll die Feldbestellung vielerorts im oströmischen Reich eingestellt worden sein, die Bevölkerung wurde infolge von Krankheit und Hunger auf die Hälfte reduziert.

BEWÄSSERUNGSLANDWIRTSCHAFT
Überall dort, wo die Araber in Europa für länger Zeit herrschten (so in Süd-Spanien und auf Sizilien), schufen sie eine Infrastruktur zur Bewässerungslandwirtschaft und führten zahlreiche in Europa zuvor unbekannte Nutzpflanzen ein, so Zuckerrohr und Zitrusfrüchte.

Britanni Briten
Nachdem die Römer im 1. Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts die Verteidigung Britanniens aufgegeben und alle Truppen abgezogen hatten, drängten Picten und Angelsachsen nach. Die kulturell nur wenig romanisierten, kaum christianisierten Briten, die nach Sprache und Religion -im Gegensatz zu den Gallo-Romanen- Kelten geblieben waren, mußten sich auf Cornwall und Wales zurückziehen. Ein Teil wich in die Aremorica aus, die seitdem Bretagne heißt.

Burgundi Burgunder oder Burgundiones
Nach 250 wanderten sie von ihren Wohnsitzen an Oder, Warthe und Weichsel in den Raum zwischen oberem Main und Donau. Um 380 gewannen sie von den Alamannen das Gebiet zwischen Neckar und Main. Eine burgundische Abteilung war an dem Durchbruch von 406 nach Gallien beteiligt. Diese trat -nach gotischem Muster- unter die Führung eines Heerkönigs, nahm den arianischen Glauben an und gewann das Gebiet um Worms. Die rechtsrheinischen Burgunder gerieten unter hunnische Herrschaft. 436 wurden auch die linksrheinischen Burgunder von einem hunnischen Heer im Sold des Römers Aetius unterworfen. Der Burgunderkönig Gundahar fiel in der Schlacht. (Diese Ereignisse bilden den historischen Hintergrund zum Nibelungenlied). 443 wies Aetius den Burgundern neue Wohnsitze in Savoyen an. Hier entstand das Burgunderreiches mit der Hauptstadt Genava (= Genf). Die Burgunder suchten die enge Anlehnung an Rom und sie kannten auch nicht das für andere Völkerwanderungsreiche charakteristische apartheid-ähnliche System der Eheverbote und Trennung von der romanischen Bevölkerung. Die Burgunder wurden sehr schnell romanisiert. Nach 517 traten immer mehr Burgunder vom Arianismus zum Katholizismus über. 532/34 wurde das Burgunderreich von den Franken erobert. Der Name (auch durch das Nibelungenepos kontinuierlich tradiert) lebt in den Bezeichnungen hochmittelalterlicher Herrschaften (Königreich B., Herzogtum B., Pfalzgrafschaft B. und Freigrafschaft B.), der historischen Landschaftsbezeichnung und dem regionalen Eigenbewußtsein fort.

Dani Dänen
Die nordgermanischen Dänen haben von Süd-Schweden aus während der Völkerwanderung ihren Herrschaftsbereich zunächst gegen die Heruler auf die dänischen Inseln und dann gegen die Jüten auf die jütische Halbinsel ausgedehnt. Bis in das 9. Jahrhundert reichen die Anfänge des nationalen Königtums und der Christianisierung zurück. Seit Mitte des 9. Jahrhunderts eroberten und siedelten dänische Wikinger in Nordost-England.

Dekadenz
In der Antike war die Auffassung weit verbreitet, daß die Menschheit sich in einem ständigen Prozeß des Verfalls aus goldenen Urzuständen in ständig zunehmende Verfeinerung und kraftlose Entartung befände. Diese Urzustände sittlicher Reinheit und elementarer Naturkraft nahm man hingegen bei den benachbarten Barbaren des Nordens, insbesondere bei den Germanen wahr, und römische Geschichtsschreiber beschrieben sie entsprechend. In der Neuzeit haben zahllose bedeutende und unbedeutende Geschichtsphilosophen und Historiker in der Dekadenz den Grund für den Untergang der europäischen antiken Zivilisation gesehen.

Elb-Germanen siehe Germanen

Eutii oder Euthiones Jüten
Im 5. Jahrhundert drangen die Dänen nach Westen auf die jütische Halbinsel vor. Teile der Jüten wanderten nach Britannia und Belgica ab. Die zurückgebliebenen Jüten gingen im dänischen Volk auf.

FERNHANDEL
Der Fernhandel der Völkerwanderungszeit in West- und Mitteleuropa vermittelte Luxusgüter, seltene Rohstoffe und Fertigungprodukte von hoher technischer Perfektion. Münzen waren weithin bekannt und verbreitet. Sie wurden vielerorts geprägt, (auch z.B. bei heidnischen Friesen) und überall getauscht. Transportmittel der Fernhändler waren in erster Linie Schiffe. Der Fernhandel war ethnisch organisiert. In der Nordsee war er friesisch, in der Ostsee schwedisch und im Mittelmeer syrisch, jüdisch und griechisch. Andererseits überbrückte gerade der Fernhandel die Grenzen (geographische, politische, ethnische und religiöse) und trug so entscheidend zum Kulturaustausch bei.

Finno-Ugrier und Basken
Die Finno-ugrische Völkerfamilie und die Basken haben keine Gemeinsamkeiten untereinander, außer, daß ihre jeweiligen Sprachen nicht zur indo-germanischen Sprachfamilie gehören. Sie sind nur aus spieltechnischen Gründen zu einer Gruppe zusammengefaßt. Zu den Finno-Ugriern gehören die Finnen, die Esten und die Ungarn. Finno-ugrische Völker lebten in der Völkerwanderungszeit noch im gesamten nordöstlichen Europa von Mittel-Schweden bis zum Ural. Bis zum späten Mittelalter wurden sie von den Schweden und Balten, vor allem aber von den nach Norden vorstoßenden Russen zurückgedrängt.

Franci Franken
Salier, Ripuarier und Hessen Aus mehreren kleinen Stämmen bildeten sich im 3. Jahrhundert die Franken (= die Freien). Die Salier wurden 358 als Bundesgenossen Roms in Germania Inferior (im heutigen niederländischen Nordbrabant) angesiedelt. Die Ripuarier besiedelten wenig später Köln und drangen bis zur Mosel vor. Unter Chlodwig (482-511) wurden alle Kleinkönigtümer beseitigt und der römische Katholizismus übernommen. Fast ganz Gallien sowie Alamannien wurden dem fränkischen Königreich einverleibt. Zwischen 531 und 539 gelangten die Reiche der Thüringer und Burgunder und das Siedlungsgebiet der Bajuwaren unter fränkische Oberherrschaft. Trotz häufiger Reichsteilungen blieb das Gemeinschaftsbewußtsein erhalten, und das fränkische Königreich wurde immer wieder neu vereinigt. Unter der Herrschaft Karls des Großen (776-814) waren alle germanischen Stämme (außerhalb Skandinaviens und Englands) vereinigt und im Jahre 800 erneuerte Papst Leo III. das 476 erloschene west-europäische Kaisertum. Vom fränkischen Königtum leitet sich das mittelalterliche Königtum Frankreichs, Deutschlands, Burgunds und Italiens ab.

Frisii Friesen
Die Friesen sind als eigenständiges Volk in den auf dem Spielplan eingezeichneten Sitzen seit vorchristlicher Zeit bezeugt und als bedeutende Rinderzüchter und Seefahrer berühmt. Unter ihrem König Radbod beherrschten sie zu Beginn des 8. Jahrhunderts die gesamte Nordseeküste von Flandern bis zur Wesermündung. 716 drang ein friesisches Heer bis Köln vor. 785 wurden sie von Karl dem Großen unterworfen und christianisiert. Vor der fränkischen Eroberung flohen viele heidnisch gebliebene Friesen in die von den Angeln verlassenen Gebieten des heutigen Nordfriesland. Dort wurden sie erst Ende des 10. Jahrhunderts von Dänemark aus christianisiert.

Galli Gallier siehe Gallo-Romanen Gallo-Romanen
Im Gegensatz zu ihren Stammverwandten auf den britischen Inseln sind alle Kelten des Festlandes, vor allem die Gallier, sprachlich und kulturell unter der römischen Herrschaft und Siedlung völlig romanisiert worden. Während einiger Etappen der spät-römischen Geschichte gab es die Tendenz einer gallo-romanischen Sonderentwicklung zu einem eigenen Teilreich. Außerdem erschütterten zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert die Aufstände der Bagauden die römische Herrschaft. Nachdem im Jahre 486 der Frankenkönig Chlodwig den weströmischen Herrscher Syagrius besiegt hatte, bestimmten für Jahrhunderte Germanen das politische Geschick der gallo-romanischen Mehrheitsbevölkerung.

Gepidae Gepiden
Die Gepiden sind diejenigen Goten, die nicht bereits zu Beginn des 2., sondern erst Mitte des 3. Jahrhunderts das Siedlungsgebiet an der unteren Weichsel verlassen haben. Sie ließen sich im nördlichen Siebenbürgen nieder und gerieten zunächst unter gotische, später zusammen mit den Goten, unter hunnische Oberherrschaft. Wie alle Ostgermanen kannten sie die Institution des Königtums. Im Gegensatz zu den Ost- und Westgoten haben die Gepiden nicht im kulturellen Kontakt zu iranischen Reitervölkern gestanden. Im Unterschied zu diesen hatten sie auch nur eine schmale kriegerische Führungsschicht und die große Masse des Gepidenvolkes bestand aus Bauern. Von den Goten übernahmen die Gepiden im 5. oder 6. Jahrhundert das arianische Christentum. Gepiden zerschlugen nach dem Tode Attilas 453 das Hunnenreich an Donau und Theiß und vertrieben sie in das Gebiet zwischen Dnjestr und Dnjepr. Das Königreich der Gepiden wurde 567 zerschlagen. Ein Teil des Volkes ging in den Langobarden auf, ein anderer in den Awaren.

Germanen Germani
Bezeichnung der Römer für Völker mit eisenzeitlicher Kultur, Kenntnissen in Viehzucht, Ackerbau und Schiffahrt, aber ohne Städte und zunächst ohne Königtum, mit gemeinsamer Sprache und religiösen und Brauchtums-Gemeinsamkeiten. Die Germanen haben sich selbst -nach heutigem Wissensstand- nicht als Gemeinschaft empfunden und keinen eigenen Gemeinschaftsbegriff entwickelt, ebensowenig einen Sammelbegriff für Nichtgermanen (etwa so, wie die Griechen und Römer sich von "Barbaren" abgrenzten). Die Gemeinschaft der Germanen bezog sich (wie bei allen gentil organisierten Menschen, also auch den Alanen und Jazygen, den Slawen, Balten, Picten, Basken, Finno-Ugriern, Hunnen und Awaren) nur auf ihren jeweiligen Stamm. Nur den Stammesgenossen gegenüber mußten Schwüre eingehalten werden. An die Stelle des Stammes konnte auch die Gefolgschaft gegenüber einem (oft römischen) Heerführer treten. Alle Menschen außerhalb der eigenen Gemeinschaft galten als recht- und schutzlos und konnten ohne Ehrverlust und Strafdrohung nach Macht und Willkür behandelt werden. Zu Beginn der uns hier interessierenden Zeit (4. Jhdt. n.Chr.) kann man die Germanen noch nach archäologischen Fundprovinzen in fünf Gruppen unterteilen. Man nimmt heute an, daß diese Unterteilung auch in Hinblick auf Sprache, Religion und Brauchtum im weiteren Sinne gilt. Nord-Germanen (Skandinavien), Ost-Germanen (Oder-Weichsel-Schwarzmeer-Untere Donau), Elb-Germanen (Elbe-Oder/ obere Donau-Rhein-Main), Rhein-Weser-Germanen (Rhein-Werra-Main) und Nordsee-Germanen

Gothi oder Gothones Goten (siehe auch Visigothi und Ostrogothones)
Ursprünglich offenbar vereint mit den südschwedischen Gauten (siehe Suiones; an die Gauten erinnert auch der Name Gotland), lebten sie seit dem 1. vorchristlichen Jahrhundert südlich der Ostsee im Bereich der Weichsel-Mündung. Goten im weiteren Sinne waren alle Ost-Germanen. Im 1. nachchristlichen Jahrhundert stießen die Gepidae nach Siebenbürgen vor, die Vandali Asdingi in das Gebiet der heutigen Slowakei und die Vandali Sillingi nach Schlesien. Die Goten im engeren Sinne gelangten um circa 150 n.Chr. in die heutige West-Ukraine. Seit der Mitte des 3. Jahrhunderts trennten sie sich dauerhaft in Ost- und West-Goten. Während alle gotischen Völker im Verlauf des frühen Mittelalters spurlos in den romanischen Völkern des Mittelmerraumes aufgingen, behielten die Krimgoten bis ins 16. Jhdt ihre Eigenständigkeit. Ihre Spur verliert sich erst unter der Herrschaft der Krimtataren. Die bis heute übliche Bezeichnung Gotik für die hoch- und spätmittelalterliche Kunst zeugt von der Verachtung der Renaissance für die barbarischen Invasoren, hat aber mit den historischen Goten nichts zu tun.

Graeci Griechen
Zu Beginn der europäischen Völkerwanderung war die Mehrheit der Bevölkerung in Apulien und Epirus noch griechisch. In Neapolis (= Neapel) und Massilia (= Marseille) gab es beachtliche griechische Minderheiten. Auch der Fernhandel im Mittelmeerraum wurde zum Teil von Griechen betrieben.

GRIECHISCHES CHRISTENTUM
Theologisch waren die Differenzen zwischen der römischen und der griechischen Kirche zu Beginn der Völkerwanderungszeit noch sehr gering, aber sie unterschieden sich bereits in der Sprache der Lithurgie. Die griechische Reichskirche war sehr eng mit dem byzantinischen Staat verflochten, während sich die römische Kirche unabhängig von wechselnden politischen Herrschaften mit arianischer Konfession behaupten mußte. Das im 6. Jahrhundert in Italien neu entstandene benediktinische Mönchstum ("Ora et labora" = Bete und arbeite!) konnte sich im Osten gegen die ältere, rein kontemplative Mönchstradition nicht ausbreiten, sodaß die Entfremdung im Laufe der Jahrhunderte zunahm. In der Mission der Slawen gab es bereits im 7. und 8. Jahrhundert eine Konkurrenz zwischen römischer und griechischer Kirche. Die auch formelle Trennung zwischen West- und Ostkirche wurde erst 1054 vollzogen.

GRIECHISCHE PHILOSOPHIE
Mit der Entwicklung der griechischen Philosophie beginnt eine von den archaischen Mythen emanzipierte Entwicklung des Abendlandes, die in ihrer Blütezeit einen geistigen Freiraum für die Entwicklung von Wissenschaften schuf. In der Spätantike gelang den Kirchenvätern eine neue Synthese aus griechischer Philosophie und der in der jüdischen Kultur entstandenen christlichen Offenbarung. In den Klöstern, den einzigen Orten der Bildung im Westen während der Völkerwanderungsepoche, wurden philosophische und wissenschaftliche Texte der antiken Kultur abgeschrieben und damit erhalten. Außer in Byzanz wurden auch in der islamischen Kultur Elemente der griechischen Philosophie und Wissenschaft bewahrt und tradiert.

Heruli (auch "Eruli") Heruler
Von den Dänen aus Seeland u.a. Inseln verdrängt, tauchten im 3. Jahrhundert Ost-Heruler am Schwarzen Meer und West-Heruler in Gallien auf. (Von den letzteren hat man nie mehr etwas gehört.) Die Ost-Heruler (seit Ende des 4. Jahrhunderts arianische Christen) wurden gotisch, später hunnisch beherrscht. Gemeinsam mit den Gepiden stürzten sie 453 das Hunnenreich, siedelten sich im March-Donau Gebiet an und unterwarfen die Langobarden. Nachdem es diesen gelungen war, Ende des 5. Jhdts. die herulische Herrschaft abzuwerfen, teilte sich der Stamm. Heruler zogen über die Donau und unterwarfen sich dem Kaiser. Sie wurden von Byzanz 528 katholisch christianisiert. Der größere (arianische) Teil des Stammes schloß sich 545 den Gepiden an und teilte deren weiteres Schicksal (siehe Gepidae). Zu Beginn des 6. Jahrhunderts kehrten (offenbar heidnische) herulische Gruppen nach Norden zurück und stießen im Ostseeraum auf die Warnen. (siehe Varini)

HOCHSEESCHIFFAHRT
Die norwegischen Wikinger waren die ersten Europäer, die den Ozean regelmäßig und über lange Strecken ohne Landsicht auf neuartigen hochseetauglichen Schiffen befahren haben. Im 8.Jahrhundert erreichten sie die Färoer Inseln, im 9. Jahrhundert Island (2), im 10. Grönland und um das Jahr 1000 Nordamerika.

Hunni Hunnen
waren ein reiternomadisches mongolisches Volk aus Nord-Ostasien. Sie waren durch besonders leistungsfähige Pferde und den Kompositbogen überlegen. Hunnische Gruppen konnten, begünstigt durch ihre nomadische Spezialisierung und durch besonders leistungsfähige Pferderassen, den weiten Raum der Steppengebiete Zentralasien und nördlich vom Kaspischen und Schwarzen Meer beherrschen. Im 4. Jahrhundert zerschlugen sie das Alanenreich und 375 das große Ostgotenreich unter Ermanarich. Sie lösten damit die große europäische Völkerwanderung aus und stießen wenig später selbst nach Westen vor und machten die Donau-Theiß Ebene zum Herrschaftszentrum, dem zeitweise alle Ost- und Elb-Germanen (außer den West-Goten und Langobarden) unterworfen waren. Um 445 wurde Attila Alleinherrscher der Hunnen. Auf einem großen Heerzug nach Gallien zogen sich die Hunnen nach der nicht siegreichen Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (451 bei Chalons) zurück. Ein Jahr später scheiterte ein Feldzug nach Italien; 453 starb Attila. Aufständische Gepiden, Skiren und Heruler vernichteten das Hunnenreich. Die Überlebenden zogen sich in die Steppe zwischen Dnjepr und Wolga zurück. Dort verschmolzen sie mit zugewanderten türkischen Abteilungen zum Volk der Bulgaren(3) und tauchen in der osteuropäischen Geschichte bereits Ende des 5. Jahrhunderts wieder auf.

Iazyges Jazygen siehe Sarmatae

Iudaei Juden
Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. von den Römern aus Israel vertrieben, lebten viele Juden in den städtischen Metropolen des Mittelmeeres. In den katholischen Reichen sahen sich die Menschen jüdischer Religionszugehörigkeit wachsenden Verfolgungen ausgesetzt. So verschlechterte sich ihre Lage in Italien und Nordafrika nach der Zerschlagung der ostgermanischen Reiche dort. Als 568 der Westgotenkönig Rekared zum Katholizismus übertrat, setzten auch in Spanien und Südgallien, wo viele Juden lebten, brutale Verfolgungen der Andersgläubigen (Juden und arianisch gebliebene Goten) ein. Demgegenüber bedeutete die arabisch-islamische Herrschaft nach 711 zunächst einen Fortschritt an Toleranz.

Iuthungi Juthungen
Die elbgermanischen Juthungen drangen im 3. und 4. Jahrhundert mehrfach auf ihren Plünderungszügen über die Alpen bis nach Italien vor. 430 werden sie zum letzten Mal erwähnt, weil sie von Aetius besiegt wurden. Ihre Reste verschmelzen mit den Alamannen.

Illyrii Illyrer
Eine im Altertum bedeutende Untergruppe der indo-europäischen Völker im westlichen Teil der Balkan-Halbinsel. Archäologische Befunde legen nahe, daß die heutigen Albaner Nachfahren der Illyrer sind. Eine alte Theorie, derzufolge die illyrische Sprache und Kultur vor der keltischen Wanderung weiträumig im südlichen Mitteleuropa und Norditalien verbreitet gewesen sei, findet sich noch in einigen populären Darstellungen, ist aber wissenschaftlich widerlegt.

Iraner (siehe Sarmatae, siehe Alani)
Eine große Untergruppe der indo-europäischen Völker. In der Antike besiedelten iranische Völker die Steppengebiete von der Ukraine bis zur Grenze Chinas und der Mongolei, außerdem den Iran und das heutige Afghanistan und Pakistan. Ost-Iraner waren die Parther und sind die heutigen Pathanen und Belutschen (Afghanistan, Iran und Pakistan) Zu den West-Iranern zählten die Achämeniden und Sassaniden sowie die heutigen Perser, Tadschiken und Kurden. Zu den Nord-Iranischen Völkern zählten die sarmatischen und alanischen Gruppen, die zur Völkerwanderungszeit in Europa lebten.

ISLAM
Der Islam ist als Religion der herrschenden Araber in der Völkerwanderungszeit nach Europa gekommen. Allerdings sind in den ersten Jahrhunderten nur wenige Europäer übergetreten. Einen Versuch zur Heidenmission, wie in Zentralasien und im Uralgebiet, haben die Muslime unter Nordgermanen, Nordseegermanen und Slawen nicht unternommen. Mit dem Umayyaden-Kalifat von Cordoba kam eines der Zentren islamischer Kultur und arabischer Sprache nach Europa. In Spanien wurde das islamische Recht gelehrt und die überlegene arabische Mathematik und Medizin. Viele im Westen verlorengegangenen Texte aus der griechischen Antike wurden im islamischen Spanien bewahrt.

JAGD
Für die Ernährung der Menschen spielte die Jagd im Bereich der antiken städtischen Zivilisation keine Rolle mehr. Auch in der Kultur der Germanen, Balten, Slawen und der nicht romanisierten Kelten hatte die Jagd bei den meisten Völkern nur noch einen Anteil von 10 % und weniger an der Versorgung mit Fleisch.

JÜDISCHE RELIGION
Im 5. und 6. Jahrhundert erlebte das Judentum eine geistige Blütezeit. Mit der Kodifizierung des Talmud, der umfassenden Gesetzessammlung zur Regelung des gesamten jüdischen Lebens in allen vorgestellten Situationen und einer umfangreichen Diskussion zur Auslegung, erreichte es die geistige Kraft, um dem Druck der christlichen Kirchen und des Islam standzuhalten, die sich mehr oder weniger auch auf die vorher nur dem jüdischen Volk heiligen Schriften des Alten Testamentes beriefen. Im Wettbewerb mit den anderen Offenbarungsreligionen wurden im 8. Jahrhundert erfolgreich die Chasaren am Kaspischen Meer zum Judentum missioniert (der bedeutendste Fall einer jüdischen Mission, den die Weltgeschichte kennt).

Katastrophe
Die Epoche zwischen 375 und 955 fällt mit dem Zeitalter des größten Bevölkerungsrückgangs in der Menschheitsgeschichte zusammen. Für das Jahr 200 n.Chr. wird die Weltbevölkerung auf 257 Millionen Menschen geschätzt. Bis 400 n.Chr. ging sie auf 206 Millionen zurück Auf diesem Niveau stagnierte sie bis 700 n. Chr., stieg dann erneut an und erreichte um die Jahrtausendwende wieder die 250- Millionengrenze.(4) Der Mittelmeerraum war neben Persien, China und Indien in dieser Epoche die am weitesten entwickelte und bevölkerungsreichste Region der Erde. Welche Ursache diese Katastrophe hatte, ist bis heute ungeklärt. Ob die Völkerwanderung durch eine Klimakatastrophe ausgelöst wurde und in der Folge von Verteilungskämpfen zu den Verwüstungen auch in den entwickelten Gebieten geführt hat, ob eine innere Krise des römischen Reiches, eine morsche politische Struktur, die Widerstandskraft der Bevölkerung gelähmt hat, so daß verhältnismäßig kleine bewaffnete Banden sich eine viel größere Bevölkerung unterwerfen konnten, diese Fragen sind seit Jahrhunderten zwischen Historikern, Philosophen und Soziologen umstritten. Die Literatur zu diesem Thema füllt Bibliotheken. Traditionell wird diese weltweite Menschheitskrise allerdings eingeschränkt als Krise um den Untergang des Weströmischen Reiches verstanden, und die Konfrontation von Romanen und Germanen steht im Zentrum der Betrachtung. In den nächsten Jahren werden vermutlich durch verbesserte Klimamodelle und die Auswertung von Eiskernbohrungen u.a. Klimazeugen umfangreiche neue Erkenntnisse über das 1. nachchristliche Jahrtausend gewonnen werden und diese Epoche, die 'dark ages' der angelsächsischen Literatur, wird mit ihren Rätseln wieder verstärkt in unser Bewußtsein treten.

Kelten
Während die Kelten des europäischen Festlandes unter der römischen Herrschaft völlig romanisiert wurden, erhielten sich keltische Sprache und Kultur auf den britischen Inseln. siehe Pikti, Scoti und Britanni

KOMPOSITBOGEN oder Reflexbogen
Aus verschiedenen Holz-, Horn- und Knochenschichten bauten die Hunnen einen extrem spannkräftigen Bogen, mit dem sogar eiserne Pfeile verschossen werden konnten. Bis zu 20 Pfeilen pro Minute konnte ein ausgebildeter hunnischer Reiter in vollem Galopp mit dem manchmal nur 60 cm langen Bogen verschießen. Um die Sehne zu spannen, mußte sie über einen am Daumen getragenen Eisenring geklemmt werden. Die Reichweite betrug 500 Meter. Diese Fernwaffe und die damit verbundene Kampftaktik wurde später auch von den Awaren und Ungarn, sowie im 13. Jahrhundert von den Mongolen in Europa eingesetzt. Langobarden und einige wenige andere germanische Stämme haben zeitweise Kompositbogen benutzt, aber offenbar nicht selbst gefertigt. (Die Herstellung eines Kompositbogens erforderte mehrere Jahre.) In Europa ist er aber wieder außer Gebrauch gekommen zugunsten einfacher Holzbogen, die von Fußkämpfern benutzt wurden, während die Reiter den ritterlichen Kampf mit Schwert und Lanze favourisierten.
Kompositbogen konnten nur bei trockenem Wetter benutzt werden. Bei hoher Luftfeuchtigkeit erschlafften die Sehnen. Ähnliche, aber offenbar schwächere Bogen haben bereits lange vor den Hunnen die Parther und andere iranische Völker im Reiterkampf benutzt.

KUMMETGESCHIRR
Es ist für uns heute nur noch schwer vorstellbar, welche Bedeutung die optimale Nutzung der Zugtiere für den Ertrag der Landwirtschaft hatte. Zwar werden seit Jahrtausenden Ochsen und Pferde als Zugtiere genutzt. Jedoch ist die alte und weltweit verbreitete Gespannform "Joch" für Pferde so belastend, daß nur 20 bis 25 % der Leistung erzielt wird, die mit geeigneteren Gespannformen erreicht werden kann. Das Problem scheint durchaus bekannt gewesen zu sein, und es gibt eine ganze Reihe von Versuchen, etwas wirkungsvolleres zu entwickeln. Die Ergebnisse brachten aber jeweils nur sehr bescheidene Fortschritte. In China wurde zwischen dem 4. und 2. vorchristlichen Jahrhundert das Brustblattgeschirr entwickelt, das die Zugkraft vervierfachte. Es war aber für viele Jahrhunderte nur dort zu finden und nicht in Europa , Indien, Vorderasien oder Nordafrika. Eine älteste Darstellung aus Europa stammt aus dem 8. Jahrhundert, wo es in den folgenden Jahrhundert weitere Verbreitung fand. (So findet es sich auch auf Wikingerdarstellungen des 9. Jahrhunderts.) Sprachwissenschaftliche Untersuchungen lassen die Vermutung zu, daß es das Brustblattgeschirr bei Germanen und Slawen bereits im 5./6. Jahrhundert gab. Archäologische Befunde sind aber noch nicht bekannt. Eine weitere Steigerung war durch das Kummetgeschirr zu erzielen, das ebenfalls in China im 1. vorchristlichen Jahrhundert entwickelt worden war. In Europa tauchte es im 8. Jahrhundert auf. Ohne diesen technischen Fortschritt ist die Entwicklung der mittelalterlichen -gegenüber der Antike ertragreicheren- Landwirtschaft kaum vorstellbar.
Im Spiel ist mit Kummetgeschirr eine neue Anschirrtechnik gemeint und das Brustblattgeschirr eingeschlossen. Es wird den nach dem 6. Jahrhundert aus dem Osten kommenden Invasoren zugeordnet, bei denen es vermutet werden kann, sowie den Normannen, wo es wirklich nachgewiesen ist.

Langobardi Langobarden
Um 400 wanderten Teile des Stammes von der Unterelbe in Richtung Südosten. Seit dem Beginn des 5. Jahrhunderts gewann das Christentum in Form des Arianismus mehr und mehr an Boden. 425 wehrten sie die Hunnen ab; 489 vernichteten sie die Rugier in Noricum. Die Masse des Stammes wanderte nun nach Südosten ab. 526/27 gewannen sie Pannonien und gerieten damit in Konflikt mit dem Gepidenreich. 567 riefen sie die Awaren gegen die Gepiden zu Hilfe. Nach der Zerschlagung des Gepidenreiches verließen sie, einem Abkommen mit den Awaren gemäß, 568 Pannonien und eroberten zusammen mit Sachsen, Gepiden und anderen Volksteilen den größten Teil Italiens. Es gelang ihnen aber nie, Rom einzunehmen. Anfang des 7. Jahrhunderts traten die Langobarden vom Arianismus zur katholischen Kirche über. 773 rief der Papst Karl d. Gr. (768-814) zu Hilfe, weil er den Verlust Roms an die Langobarden fürchtete. Im folgenden Jahr eroberte Karl die Königstadt Pavia und machte der Langobardenherrschaft ein Ende, indem er sich selbst die "eiserne Krone" des Langobardenreiches aufsetzte. Die Kernlandschaft der Langobarden trägt heute noch ihren Namen: Lombardei. Reste der Langobarden in der alten Heimat haben sich den Sachsen angeschlossen. An sie erinnert der Ort Bardowick bei Lüneburg.

Lithunii Litauer siehe Pruzzi

Malaria
Die weitgehende Abholzung der Wälder im Mittelmeerraum und die großflächige ackerbauliche Nutzung hat über Jahrhunderte zu einer erheblichen Erosion und zur Sedimentation von Lehm in den Flußtälern geführt. Das hat die Bildung von Sümpfen gefördert, die im Mittelmeerklima ideale Brutstätten von Malariamücken sind. Diese Krankheit steht allgemein in dem Ruf, maßgeblich zum Niedergang der Bevölkerungszahl im Mittelmeerraum beigetragen zu haben.

Marcomanni Markomannen
Elbgermanen an der Oberelbe und Moldau seit dem 2. Jahrhundert auch im heutigen Österreich - wurden von Kaiser Marc Aurel in jahrzehntelangen Kriegen besiegt. Anfang des 5. Jahrhunderts gelangten sie unter hunnische Herrschaft. Diesen Einschnitt hat ihre Identität offenbar nicht überlebt, denn danach werden alle elbgermanischen Gruppen in Böhmen nur noch als Suebi bezeichnet. 100 Jahre später wanderten sie in das heutige Nieder- und Ober-Bayern, die Oberpfalz, Salzburg und Ober-Österreich ab und bildeten dort zusammen mit weiteren zugewanderten elb- und eventuell ostgermanischen Gruppen und der rätoromanischen Vorbevölkerung -zunächst unter fränkischer Oberherrschaft- den Stamm der Bajuwaren.

Mauri Mauren
Bezeichnung der Franken für die nach 711 auf die Iberische Halbinsel vorstoßenden Araber. Sie zerstörten im folgenden Jahr das Westgotenreich und schlossen den größten Teil der iberischen Halbinsel dem Kalifat an. 732 wurde ein nach Gallien eingedrungenes Heer von einem fränkischen Aufgebot unter der Führung Karl Martells (714-741) geschlagen. 750 brach das Kalifat von Damaskus in den Stürmen der abbasidischen Revolution auseinander. Die gestürzten Umayyaden machten Spanien zu ihrem Rückzugsgebiet, seit 929 zum Sitz des Gegenkalifats.

MATHEMATIK
In der Antike wurde unter Mathematik der gesamte Lehrstoff verstanden, den die Philosophie fordert: Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musiktheorie, aber auch Grammatik und Rhetorik. Die Einengung des Begriffes im Sinne unseres modernen Verständnisses setzte schon mit Aristoteles ein. Da die aristotelische Philosophie von den Kichenvätern bevorzugt wurde setzte sich diese Begrenzung in der abendländischen Kultur durch. Seit Augustinus (354-430) unterschied der Westen die sieben artes liberales, die drei Sprachkünste Grammatik, Rhetorik und Dialektik (=Trivium) und die vier mathematischen Künste Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musiktheorie (=Quadrivium). Die antike Mathematik ist griechische Mathematik. Die Römer brachten ihr wenig Verständnis entgegen. Erst die Araber, die aus der griechischen und der indischen Mathematik schöpfen konnten, schufen eine gegenüber der Antike weiterentwickelte Mathematik, die Europa im Verlauf des Hochmittelalters übernahm.

MEERESFISCHFANG
Fast alle küstenbewohnenden Völker betrieben in der Antike mit Netzen, Angeln und Reusen Fischfang, allerdings nur im Küstenbereich. Dazu und zur Jagd auf Meeressäuger wurden von den Küstenbewohnern auch Boote benutzt. Besonders in Nordeuropa förderte das die Entwicklung des Schiffbaus.

Mißernte
Für die gesamte traditionelle Landwirtschaft bis in das 19. Jahrhundert ist es kennzeichnend, daß selbst geringe Witterungsschwankungen, Naturkatastrophen oder Kriege während der Saat oder Erntezeit zu schweren Mißernten führen. Da Massengüter wie Getreide nur per Schiff in ausreichenden Mengen und vertretbaren Fristen an andere Orte transportiert werden konnten, ist es verständlich, daß nach dem Zusammenbruch der römischen Seeherrschaft im westlichen Mittelmeer die Auswirkungen von Mißernten noch viel größer waren als zur Zeit des Römischen Reiches.

MITTELALTERLICHE LANDWIRTSCHAFT
Die Bauern im europäischen Mittelalter nutzten in weitaus größerem Maße die tierische Arbeitskraft als in der Antike. Die Voraussetzungen dazu waren die Kenntnis geeigneter Nutztierrassen und die Technik der Kraftübertragung durch geeignete Anschirrung. Potentiell konnte durch den Einsatz des Pferdes als Zugtier mit den aus Ost-Asien übernommenen Anschirrtechniken die landwirtschaftliche Produktion erheblich erweitert werden. Die Behauptung, daß das tatsächlich schon im frühen Mittelalter geschehen sei, ist in zahlreichen Darstellungen zu finden (ich unterstelle dies für das Spiel ebenfalls), aber nicht bewiesen. Tatsächlich konnten diese Möglichkeiten nur wirksam werden, wenn andere Faktoren hinzukamen: 1. kräftigere Pferderassen, die erst im Hochmittelalter zur Verfügung standen 2. besserer Schutz der Pferdehufe vor Krankheiten und Verletzungen durch Hufbeschlag (Das Hufeisen ist seit dem im 10. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa verbreitet.) 3. reiche Bauern, die sich die gegenüber den herkömmlichen Ochsen viel teureren Zugpferde leisten konnten und die die soziale Schranke überwinden konnten (Das Pferd gehörte zur adligen Kriegersphäre). Wohl aus diesen Gründen läßt sich der Einsatz von Pferden als landwirtschaftliche Arbeitstiere im größeren Maßstab erst seit dem 12. Jahrhundert anhand der Quellen bestätigen. Außerdem gehörten zur mittelalterlichen Landwirtschaft weitere technische Verbesserungen, so die Dreifelderwirtschaft, die allgemeine Einführung des eisernen Räderpfluges u.a., was im Spiel nicht dargestellt wird.

Nord-Germanen siehe Germanen

Nordsee-Germanen siehe Germanen

Nordmanni oder Nortmanni Normannen oder Wikinger
So bezeichneten die Westeuropäer heidnische dänische und norwegische Seefahrer, die auf hochseetüchtigen Schiffen im 8. und 9. Jahrhundert die Küsten West-Europas plünderten(5). Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts siedelten Wikinger in Irland, wenig später auch in Britannien und in der Normandie.

Norsavi Nordschwaben
Die im heutigen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zurückgebliebenen Semnonen, die sich an der Südwanderung in den Rhein-Donau Raum nicht beteiligt haben, werden 534 als "Norsavi" (=Nordschwaben) bezeichnet.(6). Als im 7. Jahrhundert die Westslawen zur Elbe vorstießen, schlossen sich offenbar die letzten Nordschwaben den Sachsen an. Ein sächsischer Nordschwabengau zur Karolingerzeit zeugt davon.

Orientalen
Im Spiel als Sammelbezeichnung für Völker aus dem östlichen Mittelmeerraum verwendet. Iudaei, Syri, Mauri und Sarraceni

Ost-Germanen siehe Germanen

Ostrogothones Ostrogothoni Ostgoten (auch Greutungen)
Die Ostgoten waren die am meisten gefürchteten germanischen Reiterkrieger. Mitte des 4. Jahrhunderts hatte der König Amalerich zwischen Donaumündung und Don einen ausgedehnten ostgotischen Herrschaftsbereich unterworfen. 375 zerschlugend die Hunnen dieses Reich. Wir sehen die Ostgoten danach als feste Bundesgenossen der Hunnen. In der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts nehmen sie das arianische Christentum an. Nach der Vertreibung der Hunnen errichteten sie ein eigenen Reich in Pannonia, Moesia und Dalmatia als formelle Untertanen des oströmischen Kaisers. 488 zog König Theoderich mit Billigung des Kaisers gegen Odoaker und gründete das Ostgotenreich in Italien mit Zentrum in Ravenna. Nach einem 17-jährigen, zähen Krieg eroberten die Ost-Römer 552 Italien. Die unterworfenen Ostgoten wurden katholisch und bildeten eines von mehreren germanischen Elementen des entstehenden italienischen Volkes(7).

Picti Picten
römische Bezeichnung für die vor-keltischen und keltischen Stämme nördlich des Antoninuswalles (=die Bemalten) die sich auf deren Sitte der Tätowierung bezieht. Im 9. Jahrhundert entstand aus Picten, aus Irland zugewanderten Skoten mit Skandinaviern im Norden und Angelsachsen im Süden Schottland.

Pruzzi Preußen/Pruzzen
Die Pruzzen gehörten, wie die benachbarten Litauer, zur baltischen Untergruppe der Indogermanen. Sie haben ihre Wohnsitze während der Völkerwanderung nicht verlassen, waren als Bernsteinlieferanten am Fernhandel beteiligt und hatten im 4. Jahrhundert Beziehungen zum Ostgotenreich in Süd-Rußland und später zu Schweden.

Quadi Quaden
Elbgermanen (um 375 von den Römern besiegt) nördlich der Donau im südlichen Mähren. Dort nahmen sie im 4. Jahrhundert (offenbar unter dem Einfluß der Jazygen) die Lebensform der iranischen Steppenvölker an. Um 400 wurden sie arianisch missioniert. Teile von ihnen zogen mit den Wandalen nach Spanien und gründeten das "Swebenreich" in Galicien (Nordwest-Spanien). Ein anderer Teil zog mit den Langobarden nach Italien. Um 550 traten sie zum Katholizismus über.

REFLEXBOGEN siehe KOMPOSITBOGEN

REITERKAMPF
Die Möglichkeiten des Reiterkampfes veränderten sich in der Zeit zwischen der Antike und dem Mittelalter erheblich. Die sozialen und politischen Auswirkungen dieser Entwicklung können schwer überschätzt werden. Ein für den Kampf tauglicher Sattel (scordiscus militaris ab 3. Jahrhundert und sella equestris ab 4. Jahrhundert), der neben der Bequemlichkeit auch beim Kämpfen vom Pferd aus einen größeren Halt gab, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Iranern übernommen. Der Sattel der Hunnen (noch ohne Steigbügel) bedeutete demgegenüber eine weitere Verbesserung. Träger der nächsten Entwicklungsstufe waren die Awaren. "Der einschneidige lange Säbel mit abgeknicktem Griff, der in verschiedenen Variationen bis in die jüngste Zeit die typische Kavalleriewaffe gewesen ist, tritt erstmals mit den Awaren in Mitteleuropa auf. Die kriegsgeschichtlich wohl wichtigste Neuerung aber war der Gebrauch eiserner Steigbügel, der beide Waffen (Kompositbogen und Säbel -der Verfasser) erst voll gebrauchsfähig machte. Der Reiter konnte sich im Sattel aufrichten und in beinahe allen Situationen seine Pfeile mit dem kurzen Bogen verschießen oder fast stehend mit dem Säbel kämpfen. Auch beim Stoß mit der Lanze gaben ihm die Steigbügel besseren Halt. Diszipliniert und gut geführt, war ein derart 'modern' ausgerüstetes Heer kaum zu besiegen..."(8)

Romani Römer, Romanen
Rätoromanen, Ladiner, Dalmatiner, Dakoromanen, Hispanier
Auch nach dem politischen Untergang des Reiches blieb der größere Teil der ehemals unterworfenen Völker romanisch, also nach Sprache und Kultur von Rom geprägt. Einzig im Alpenbereich und in Britannien sowie im östlichen Gallien (Teile der Belgica und die beiden Germania) war die germanische Siedlung so umfangreich und so eng mit der politischen Herrschaft verbunden, daß die dortige Bevölkerung germanisch geprägt wurde. Bemerkenswert ist, daß, mit dem Sturz des letzten weströmischen Kaisers i..J. 476 und dem fränkischen Sieg über Syagrius 10 Jahre später es in West-Europa für lange Zeit keinen weltlichen Herrschaftsbereich gab, dessen Führung noch römisch war. Trägerin des Römertums in der Zeit danach war allein die römische Kirche. Sie bewahrte zugleich mit der lateinischen Sprache und Schrift Bildungs- und Kulturelemente der Antike.

Römische Legion
Im Spiel gewählte Bezeichnung für das römische Miltärwesen. Die Legion war im 4. Jahrhundert nicht mehr der Kern des römischen Heeres. Reichsfremde, zumeist Germanen, stellten bereits das Gros des Personals, besonders bei der römischen Reiterei. Damit veränderte sich auch die Ausrüstung der Legionäre, die aber in dieser Phase noch relativ einheitlich war (z.B. Kennzeichnung der Schilde nach takt. Einheiten) und offenbar auch noch in Massenfertigung hergestellt wurde.

RÖMISCHES CHRISTENTUM siehe GRIECHISCHES CHRISTENTUM

RÖMISCHES RECHT
Das römische Recht ist eine wesentliche Quelle der europäischen Zivilisation. Im kanonischen Recht der römischen Kirche z.T. bewahrt, wurde es seit dem Hochmittelalter aus den antiken Quellen wiederbelebt und war das Fundament, von dem aus neuzeitliche europäische Rechtsstaatlickeit entwickelt werden konnte.

Rugii Rugier
Lebten zunächst im heutigen Pommern. Ende des 4. Jahrhunderts wanderten sie zur Donau ab. Dort übenahmen sie das arianische Christentum. Im 5. Jahrhundert gerieten sie unter hunnische Herrschaft. 453 als römische Föderaten im heutigen Niederösterreich anerkannt, gründeten sie ein eigenes Königreich in Noricum, das von Odoaker 487/88 zerstört wurde. Die Reste der Rugier zogen 489 mit den Ostgoten nach Italien, nach 541 werden sie in keiner Quelle mehr genannt. An die Rugier erinnert der Name der Insel Rügen.

Sarmatae Sarmaten
Gruppe iranischer Völker, die in Südost-Europa lebte. Griechische Autoren berichten über ihre matriarchalischen Einrichtungen und erklären die Amazonen zu ihren Vorfahren. Sarmatische Völker waren die Jazygen und die Roxolanen die seit dem 1. nachchristlichen Jhdt in der Donau-Theiß-Ebene bzw an der unteren Donau lebten. Alle Sarmaten waren nomadische Viehzüchter und erprobte Reiterkämpfer(Innen?), betrieben keinen Ackerbau und kannten auch keine festen Siedlungen. Sie versklavten seßhafte Ackerbauern und eigneten sich deren Produkte an. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts empörten sich die Sklaven der Sarmaten und beendeten mit römischer Hilfe deren Herrschaft.(9) Kaiser Konstantin der Große siedelte 300.000 geflohene Sarmaten in Italien und auf dem Balkan sowie im linksrheinischen Deutschland an. Ende des 4. Jahrhunderts gerieten die Sarmaten unter gotische, später unter hunnische Herrschaft. Reste der Iazygen zogen angeblich noch 568 im Verbund mit den Langobarden nach Italien. Danach verliert sich ihre Spur.

Sarraceni Sarazenen
eine Sammelbezeichnung für muslimische Völker, die im Mittelmeerraum gegen die Christen kämpften. Im Spiel wird der Begriff verwendet für die seefahrenden Araber aus dem Reich der Aghlabiden, die vom heutigen Tunesien aus seit dem Ende des 8. Jahrhunderts Sizilien, Sardinien, Korsika und die Balearen sowie Italien und die Provence heimsuchten. Dort unterhielten sie in Fraxinetum (unweit Saint Tropez) seit 900 einen Stützpunkt für ausgedehnte Plünderungszüge und Sklavenjagden. Er wurde erst 972 von Otto dem Großen zerstört.

SATTEL siehe REITERKAMPF

Saxones Sachsen
(Westfalen, Ostfalen, Engern und Nordalbingier) Von Holstein aus haben sich die Sachsen nach Süden und Südwesten ausgebreitet und alle vorher im heutigen Nordwestdeutschland lebenden germanischen Stämme in sich aufgesogen. 421 zerschlugen sie gemeinsam mit den Franken das Thüringerreich. Im selben Jahrhundert wanderte ein großer Teil der Sachsen nach Britannien ab. In einer Zeit, in der fast alle germanischen Stämme ein Königtum herausbildeten, schufen die Sachsen eine über Jahrhunderte stabile Stammesverfassung mit jährlicher Versammlung zur Regelung der politischen Angelegenheiten, ohne Königtum und selbst ohne ständiges Herzogtum. Die Sachsen hielten mit äußerster Zähigkeit an ihrer heidnischen Tradition fest und wurden erst nach jahrzehntelangen Kämpfen (772-804) und nachfolgenden Aufständen unter Karl dem Großen unterworfen und christianisiert. Der aus heutiger Sicht bedeutsamste Beitrag der Sachsen zur modernen Zivilisation ist ihre Sprache, die Urform des Englischen. Noch bis in das 11. Jahrhundert bestand die Sprachgemeinschaft der Festlands-Sachsen mit den Angelsachsen, während sich Sachsen und Süddeutsche nur schwer verständigen konnten.

SCHIFFAHRT
Die antike Schiffahrt war -bei allen Fortschritten in der Konstruktion und in der wirtschaftlichen und militärischen Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge- in erster Linie eine Schönwetterschiffahrt im Mittelmeer und im Küstenbereich des Atlantik. Die Römer konnten alle Punkte des Mittelmeeres erreichen, dazu die Atlantikinsel Britannien. Irland und Skandinavien, auch die Ostsee und die Kanarischen Inseln konnten nicht durch gesicherte Schiffsverbindungen an die antike Zivilisation gebunden werden und waren nur gerüchteweise bekannt. Island und das offene Weltmeer blieben unerreicht.(10)

SCHRIFTRELIGION
Es ist kennzeichnend für die Epoche vom 4. bis 10. Jahrhundert (mit Zeitverzögerung bei den Elbslawen und Finnen bis zum 12. und bei den Balten und Esten bis zum 13. Jahrhundert), daß alle europäischen Völker entweder zur lateinischen oder zur griechischen christlichen Religion übertraten. (Die jeweilige Prägung bestimmt - trotz aller seither erfolgten auch religiösen Umwälzungen und weiteren Differenzierungen - eine bis heute sehr deutlich fortwirkende Kulturgrenze durch Europa.) Die Bekehrung war bei den meisten Völkern frei von fremder Gewalt durch Mission, oft eingeleitet durch Übertritt eines Herrschers, erfolgt. (Allein bei den Sachsen und Friesen im 8. Jahrhundert, den Elbslawen im 12. Jahrhundert und den Balten und Esten im 13. Jahrhundert war die Christianisierung Folge fremder Eroberung.) Bereits im 4. und 5. Jahrhundert waren alle Ostgermanen und ein großer Teil der Elb-Germanen zum arianischen Christentum übergetreten. Die Anziehungskraft der heidnischen reinen Kultreligionen war vergleichsweise deutlich geringer. Für alle Religionswechsel ist kennzeichnend, daß sich eine Religion durchsetzte, deren Zentrum (nach dem Ur-Vorbild der jüdischen Religion) eine heilige Schrift ist, die gelehrt, tradiert, ausgelegt, kommentiert, gedeutet, ggf. diskutiert, auf jeden Fall aber -zumindest in der klerikalen Sphäre- gelesen und (ab-)geschrieben werden mußte. Die Erhaltung und -räumlich gesehen- sogar Verbreitung der Schriftlichkeit war in einer Zeit, in der in West-Europa eine städtische Hochzivilation zusammengebrochen war, eine kaum zu überschätzende Leistung. Im Spiel ist auch der Erfolg der anderen Schriftreligionen möglich.

Sciri Skiren (kleineres ostgermanisches Volk) Zunächst an der oberen Weichsel in Nachbarschaft der Wandalen bezeugt, wanderten die Skiren bereits im 3. Jahrhundert vor Christus an das Schwarze Meer zwischen Bug und Dnjeprmündung. Von den Ostgoten bedrängt, zogen sie im 4. Jahrhundert an den nördlichen Karpatenrand und gerieten dort unter hunnische Herrschaft. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts trat zumindest die Königsfamilie zum Arianischen Christentum über. Sie beteiligten sich 453 am Befreiungskampf gegen die Hunnen, werden aber 469 von den Ostgoten fast aufgerieben. Die Reste der Skiren unterstellten sich ost- und west-römischer Herrschaft und ließen sich in größerer Zahl als römische Söldner anwerben. Der bedeutendste Skire war Odoaker, Sohn des letzten Skiren-Königs. Er ging in die Weltgeschichte ein, weil er 476 in Italien den letzten weströmischen Kaiser absetzte. Später wurde Odoaker von Theoderich ermordet. Mit seinem Tod verliert sich die Spur der Skiren. Offenbar gingen sie in der Bevölkerung Italiens, der Alpenländer und des Gebietes zwischen Alpen und Donau auf. In der älteren Forschung nahm man an, daß die Reste der Skiren an der Bildung des Stammes der Bajuwaren einen bedeutenden Anteil hatten.

Sclaveni Slawen
seit dem 6. Jahrhundert verbreitete Bezeichnung für die slawischen Völker siehe Venedi

Scoti Schotten
War ursprünglich der Name irischer Banden, die seit dem 3. Jhdt Britannien heimsuchten, später die Sammelbezeichnung der Römer für alle Iren, die sich selbst als Gaelen bezeichnen. Im 6. Jahrhundert wurde im Nordwesten Schottlands das Königreich Dalriada gegründet, und im 9. Jhdt mit dem Königreich der Picten vereint; seitdem gibt es Schottland, und die Bezeichnung Scoti wurde für die Bewohner Irlands nicht mehr verwendet. Die in Irland verbliebenen Gaelen wurden noch vor der angelsächsischen Eroberung von Britannien aus durch St. Patrick christianisiert. Obwohl die irischen Christen romtreu blieben und keine eigenen Konfession herausbildeten, entwickelten sie doch eine sehr eigene Form des Christen-tums, die irische Mönchskirche, gekennzeichnet durch sehr enge Verbindung von Seelsorge und Mönchsleben, strenge Askese und harte Bußgesinnung. Irische Mönche haben an den Missionserfolgen der römischen Kirche in den folgenden Jahrhunderten eines großen Anteil. Die Expansion der Wikinger beendete im 9. Jahrhundert die kulturelle Blüte Irlands, das politisch zersplittert blieb. Im 11. Jahrhunderts gelang die Vertreibung der skandinavischen Invasoren und für kurze Zeit entstand ein gesamt-irisches Königtum.

Sektierertum
"Bittet man einen Menschen um Kleingeld, hält er einen Vortrag über den Gezeugten und Ungezeugten; fragt man nach dem Preis eines Brotes, erhält man zur Antwort, der Vater sei größer als der Sohn; fragt man, ob das Bad angerichtet sei, lautet die Antwort, der Sohn sei aus dem Nichts erschaffen." So beschreibt Gregorius von Nyssa einen Zustand, in dem theologischer Streit die breiten Volksmassen ergreift. Die Spätantike mit ihren Umbrüchen und Katastrophen war eine Epoche, die dafür besonders anfällig war. Nicht selten führte diese Verwirrung auch zu Lynchmorden an Andersdenkenden. Auch in der islamischen Kultur gab es zahlreiche bewaffnete Konflikte vor dem Hintergrund theologischer Differenzen.

STEIGBÜGEL siehe REITERKAMPF

STEINBAUWEISE
Im gesamten römischen Reich konnten Straßen und Gebäude sowie Wasserleitungen und Befestigungsanlagen in Steinbauweise errichtet werden. In Mitteleuropa wurde bis in das hohe Mittelalter fast ausschließlich und danach noch lange überwiegend mit Holz gebaut.

Sturmflut
Während der gesamten Epoche seit dem Ende der Weichseleiszeit vor 8000 Jahren stieg der Meeresspiegel im Bereich der Nordsee an. Durch Sturmfluten ging in der Epoche der Völkerwanderung viel Land verloren. Einen Küstenschutz gab es nicht. Einzig die Friesen hatten sich den Bedingungen dadurch angepaßt, daß sie ihre Siedlungen auf Warften errichteten. (Daß die Küstenlinie anders verlief als heute und die Inseln andere waren, ist auf der Spielplankarte nur im nordfriesischen Bereich angedeutet.)

Suiones Schweden
Um 600 gelang es den Königen von Svea, ihre Herrschaft auf ganz Schweden auszudehnen und auch die Gauten zu unterwerfen. Ab Mitte des 7. Jahrhunderts beherrschte Schweden den Ostseehandel. Im 8. Jahrhundert wurde Haithabu wichtigster Stützpunkt und Umschlagplatz der Schweden im Westen. Im 9. Jahrhundert erreichten schwedische Wikinger (Waräger) das Schwarze Meer und das Kaspische Meer; Byzanz und Persien und gründeten eigene Herrschaftsbereiche in Rußland.

Syri Syrer
Der Fernhandel im westlichen Mittelmeerraum wurde ganz überwiegend von Kaufleuten aus dem östlichen Mittelmeerraum betrieben. Der Anteil der Syrer daran war besonders bedeutend. Ein Händler wurde im Westen vielfach einfach als Syrer bezeichnet (11), obwohl auch Griechen und Juden damit gemeint waren. Das syrische Christentum hat eine eigenen Schriftsprache, die aus dem Aramäischen entwickelt wurde. Es hat sich früh auch in den Glaubensinhalten vom katholischen (römischen wie griechischen) Christentum abgegrenzt. Diese Gegensätze und die Unterdrückung durch die byzantinische Reichskirche haben im 7. Jahrhundert die islamische Eroberung Syriens erheblich begünstigt.

Syrisches Christentum siehe Syri

Thuringi Thüringer
(elbgermanisches Volk) entstanden um 400 aus den schon seit Jahrhunderten in dem Gebiet lebenden Hermunduren und Resten der Warnen, sowie Teilen der Angeln. Um 430 wurden die Thüringer von den Hunnen unterworfen. Nach der Zerschlagung des Hunnenreiches 453 entstand das Königreich Thüringen. Es erstreckte sich in seiner Blütezeit im 6. Jahrhundert zwischen der Weser im Westen und der Elbe im Osten und reichte im Süden bis zur Donau. Dem Thüringerreich waren offenbar auch die germanischen Restbevölkerungen in Mecklenburg, Brandenburg und Nord-Böhmen verbunden. Die verbündeten Franken und Sachsen zerschlugen dieses Reich in der Schlacht bei Scheidungen (531) Damals gelangte das südliche Niedersachsen und ein großer Teil des heutigen Sachsen-Anhalt (Ostfalen) an Sachsen. Die südlichen Siedlungsgebiete der Thüringer zwischen Main und Donau kamen, ebenso wie das Kernland, an Franken und wurden christianisiert. Im 9. und 10. Jahrhundert konnte das Kernland seine Eigenständigkeit im Rahmen des fränkischen Reiches bewahren. So hatten die Thüringer, wie die anderen deutschen Großstämme auch, ihr eigenes, unter Karl dem Großen auch schriftlich fixiertes Recht. Die politische Eigenständigkeit ging verloren, als angesichts der Ungarngefahr 912 die Thüringer sich dem Sachsenherzog Heinrich unterstellten.

Türken und Mongolen
eine aus rein spieltechnischen Gründen gewählte Gruppe, um völlig verschiedene Völker zusammenzufassen

Ungarii Ungarn oder Magyaren
Möglicherweise unter dem Einfluß einer ursprünglich türkischen Herrscherschicht wurden die süd-östlichsten Finno-Ugrier, die Magyaren oder Ungarn zu einem nomadischen Reitervolk. Bedrängt von den türkischen Petschenegen und Chasaren wichen sie nach Westen aus, überschritten 895 die Karpaten und vernichteten 906 den ersten slawischen Staat der Geschichte, das Groß-Mährische Reich. Ihrer leichten Kavallerie waren die Aufgebote der Deutschen, Böhmen, Italiener und Franzosen lange Zeit nicht gewachsen. Die Ungarn setzten sich, wie vor ihnen die Jazygen, die Hunnen und die Awaren in der Donau-Theiß-Ebene fest. In den folgenden 50 Jahren tyrannisierten sie mit riesigen Raubzügen weite Gebiete Mittel- und Westeuropas. Endgültig wurden sie erst 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg von Heereskontingenten der deutschen Stämme und der Böhmen unter Kaiser Otto I. besiegt. Der belgische Historiker Jan Dhont schreibt über den Sieg Ottos des Großen: "Eine uralte, wahrscheinlich sogar auf vorgeschichtliche Völkerbewegungen zurückgehende Epoche hat am Lech ihren Abschluß gefunden. Nach dieser Schlacht gab es zwar noch marschierende Heere, aber es gab keine Völker mehr, die ihre Sitze nach Europa verlegten." (12) In den darauf folgenden Jahrzehnten nahmen die Ungarn den Glauben und die Zivilisation des abendländischen Christentums an. Damit war die Epoche der Völkerwanderung in Europa abgeschlossen.

Vandali Asdingi Hasding-Wandalen
nahmen im 3./4. Jahrhundert von den benachbarten iranischen Völkern deren Reiterkampf-Lebensstil an.(13) Die namensgebenden Hasdinger waren die Erbkönige des Volkes. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts nahmen sie das arianisch-christliche Bekenntnis an. Sie verließen um 400 ihre Siedlungsgebiete, drangen 406 in Gallien und 409 in Spanien ein. Seit 418 nahmen sie die Reste der Silling-Wandalen und der iranischen Alanen in ihren Stammesverband auf. Die Hasdinger nannten sich seitdem "Könige der Wandalen und Alanen" 429 eroberten die vereinten Wandalen und Alanen die römische Provinz Africa. Die wandalische Flotte beherrschte für eine Generation das westliche Mittelmeer und nutzte die Seeherrschaft zu Plünderfahrten. 455 eroberte ihr König Geiserich Rom - nicht um es zu erobern oder zu zerstören, sondern um planmäßig Reichtümer zu rauben(14). 534/35 eroberte der byzantinische Feldherr Belisar das Wandalenreich für Byzanz.

Vandali Silingi Silling-Wandalen
verließen um 400 Schlesien und überquerten 406 im Verbund mit den stammverwandten Hasding-Wandalen und den iranischen Alanen den Rhein, verwüsteten Gallien und beherrschten 411-418 "(W)Andalusien" Nach der Zerschlagung ihres Königreiches durch die Westgoten schlossen sie sich den Hasding-Wandalen an, deren weiteres Schicksal sie teilten. An die Sillinger erinnern noch heute die Landesbezeichnungen Schlesien (deutsch) und Slask (polnisch).

Varini Warnen
Tacitus kannte sie auf Jütland, später lebten sie in Mecklenburg. Zumindest Teile der Warnen gehörten im 5. Jahrhundert zum Reich der Thüringer. Um 595 wurden die Warnen von den Franken unterworfen und offenbar fast ausgerottet.(15) An sie erinnert der Flußname Warnow in Mecklenburg.

Vascones Basken
Die Siedlung der Basken ist archäologisch bis weit in die Vorgschichte nachweisbar. Sprachgeschichtliche Untersuchungen deuten darauf hin, daß viele Bezeichnungen für Flüsse in West, Mittel und Ost-Europa bis in das Baltikum Beziehungen zur baskischen Sprache aufweisen. Die Basken sind Alt-Europäer, also Nachfahren derjenigen Europäer, die der Indogermanisiserung (ihrer Sprachen) im 2. vorchristlichen Jahrtausend entgangen sind. Den Basken gelang es Anfang des 5. Jahrhunderts, als die römische Herr-schaft in Hispania zusammenbrach, ihre Selbständigkeit für einige Jahrhunderte zurückzugewinnen.

Venedi Venedae Wenden
die Vorfahren der großen indogermanischen Sprachgruppe, die von griechischen Historikern des 6. Jahrhunderts erstmals als Slawen bezeichnet werden. Ihre Wohnsitze zu Beginn der Völkerwanderung werden zwischen unterer Weichsel und oberem Don vermutet. Im 6. Jahrhundert besiedelten sie Böhmen und Mähren und im 7. und 8. die Ostseeküste zwischen der Weichselmündung und der Kieler Bucht sowie den Raum östlich von Elbe und Saale und den gesamten Ost-Alpenraum. Die alt-slawische Kultur war eine Bauernkultur mit einer in Ostmitteleuropa seinerzeit überlegenen angepaßten Anbautechnik(16). Politisch standen die Slawen in unserem Raum unter der Herrschaft von Hunnen und Goten, später unter der der Awaren und Franken. Im 9. Jahrhundert bildete sich mit dem Groß-Mährischen Reich zum ersten Mal ein unabhängiger slawischer Herrschaftsbereich, der 906 von den Ungarn erobert wurde. Im Ostalpenraum und Kroatien seit dem 7. Jahrhundert und in Böhmen und Mähren seit dem 9. Jahrhundert übernahmen die Westslawen das römische Christentum. (Nach 966 auch Polen.) Ebenfalls im 10. Jahrhundert wurden die Ostslawen griechisch missioniert, wie schon seit dem 8. Jahrhundert die Balkanslawen.

Viehseuche siehe VIEHZUCHT

VIEHZUCHT
Die römische Antike kannte bereits die wichtigsten Nutztier-arten, jedoch brachten die germanischen und iranischen Völker, wie auch die Hunnen und Awaren, speziell angepaßte Nutztierrassen, insbesondere Pferderassen, die einen großen Einfluß auf die Entwicklung des Reiterkampfes hatten. Auch die Milchwirtschaft wurde in der Völkerwanderungszeit weiterentwickelt. So war die Butter im Altertum bei den Römern als Nahrungsmittel nicht im Gebrauch, wohl aber bei den Germanen, Slawen, Iranern, Hunnen und Awaren.

Visigothi Westgoten (auch Terwingen)
Die Westgoten lebten seit dem 3. Jahrhundert in Dakien. Ende des 4. Jahrhunderts trat der größere Teil des Volkes zum arianischen Christentum über. Sie wichen vor den Hunnen in den Schutz des Römischen Reiches aus, gerieten aber dennoch mit den Römern in Konflikt. In der Schlacht von Adrianopel 378 n.Chr. besiegten sie Kaiser Valens und vernichteten sein Heer. Das war die erste offene Feldschlacht, die ein römischer Kaiser gegen Germanen verloren hatte. Nach einigen Jahren des Ausgleiches kam es um 400 in Konstantinopel zu einem gotenfeindlichen Massaker. In den Jahren danach versuchten die Westgoten nach Italien und über die Kornkammer Sizilien nach Africa vorzustoßen. 410 eroberte König Alarich Rom. 418 gründeten die Westgoten ein eigenes Reich in Südgallien und Nordspanien, das bis zur Eroberung durch die Araber im Jahre 711 Bestand hatte. Ende des 6. Jahrhunderts wechselten die Westgoten das Bekenntnis und wurden Katholiken.

Völkerwanderung
Herkömmlich bezeichnete man mit "Völkerwanderung" den Zeitabschnitt von der Invasion der Hunnen (375) bis zur Gründung des Italienreiches der Langobarden (568), die germanische Völkerwanderung. Hier geht es um einen größeren Zeitabschnitt, der die Invasionen der Awaren, Sarazenen, Slawen und Normannen einschließt. Nach der Christianisierung der Ungarn und Skandinavier um 1000 konsolidierte sich das alte Europa. Die Kontinuität der Geschichte seiner Völker reicht bis in diese Zeit zurück. Die Epoche der europäischen Völkerwanderung ist der Übergang von der antiken Mittelmeerzivilisation zum hoch-mittelalterlichen Europa seßhafter abautreibender und viehzüchtender Völker mit festen Städten, eine Kultur- und Lebensform, in der die damals entstandenen europäischen Völker z.T. bis in das vorige Jahrhundert hinein existierten. Erst in unseren Tagen findet wieder eine bedeutende Zuwanderung nach Europa statt, so daß sich diese Struktur grundlegend ändern wird. Die Vorstellung, daß die Träger der Völkerwanderung ethnische und "Blutseinheiten" gewesen seien, kann als widerlegt angesehen werden. Es handelte sich um Stämme und Königsgefolgschaften, die sich sehr oft aus gänzlich verschiedenen ethnischen Einheiten zusammensetzten und deren Gemeinschaft sich konstituierte in der Heerfolge gegenüber einem Herrscher. Nachträglich legitimierte sich eine erfolgreich gegründete Gemeinschaft/Gefolgschaft allerdings oft durch eine Gründungslegende gemeinsamer blutsverwandter Herkunft. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Aufnahme iranischer Elemente in den Lebensstil der ost-germanischen Goten nördlich des Schwarzen Meeres (das Reiterkriegerwesen, die Ausrüstung, Bewaffnung und Kampfweise, das Heerkönigtum (17), aber auch die Motive und die Gestaltung des Goldschmucks der Frauen) und die zeitweise Übernahme der hunnischen Sitte der Schädeldeformation durch ost- und elbgemanische Stämme, die so gar nicht zu der angeblichen Ablehnung alles fremdartig Mongolischen durch die germanischen Menschen paßt. Ein weiteres Beispiel für die Durchdringung von Germanen und Völkern aus dem Osten ist das Verhältnis der Goten und Wandalen zu den iranischen Alanen, die sich unter König Geiserich mit den ostgermanischen Silling- und Hasding Wandalen ununterscheidbar verschmolzen.
Der Begriff "Völkerwanderung" ist im 16. Jahrhundert entstanden und in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert im Gebrauch, während man in Frankreich und Italien überwiegend an dem Begriff der zeitgenössischen lateinischen Chronisten festhält: "barbarische Invasionen". Vor allem von deutschen Betrachtern wurden die Vorgänge als Blutauffrischung einer totenstarren zu keinem Fortschritt mehr fähigen, parasitär sklavenhaltenden, dekadenten spät-antiken Kultur durch unverbrauchte und kraftstrotzende zuvor unterdrückte Völker gedeutet. In Frankreich und Italien sah man in den Germanen die barbarischen Zerstörer der antiken Hochkultur. In der französischen Revolution betrachtete man die auf die germanische Eroberung zurückgehende Adels-herrschaft als tausendjährige germanische Fremd-herrschaft über gallo-romanische Bürger und Bauern.
Durch die Übertragung derartiger Geschichtsdeutungen auf politische Gegenwartssituationen wurden im 19. und in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts "Erbfeindschaften" konstruiert.

1) Die vereinzelt blutigen Verfolgungen heidnischer Philosophen -so den Mord an der Philosophin Hypatia i.J. 415 n.Chr. durch einen christlich fanatischen Straßenpöbel in Alexandria- lehnen arianische Schriften ausdrücklich ab. vgl.Ziegler, Konrat und Sontheimer, Walter (Hsg.), Der kleine Pauly ,Bd.2, 1273 , München 1979 Als ein katholischer Pöbel 522 in Ravenna Juden hetzte und Synagogen in Brand steckte, befahl der arianische König, Theoderich der Große, zerstörte Gebäude auf Kosten der Schuldigen wieder aufzubauen.

2) Berichte, nach denen die Wikinger auf Island bereits auf Kelten gestoßen seien, lassen sich archäologisch nicht erhärten. Allenfalls könnte es sich um zufällige Schiffbrüchige handeln, während die norwegischen Wikinger mit ihren neuartigen hochseetauglichen Schiffen eine stetige Schiffsverbindung zum Kontinent aufrecht erhalten haben. Keltische Einflüsse auf Island erklären sich durch die Verschleppung irischer Sklaven.

3) Die Donaubulgaren verschmolzen schon in der Völkerwanderungzeit mit den zahlenmäßig viel stärkeren süd-slawischen Slavinzen zum slawischen Volk der Bulgaren und übernahmen im 9. Jahrhundert das griechische Christentum.

4) Diese Zahlen basieren auf den Schätzungen der Vereinten Nationen (Bähr, Jürgen/Kuhn, Wolfgang, Bevölkerungsgeographie, Berlin/New York 1992).

5) Im allgemeinen setzt man den Beginn der "Wikingerzeit" mit 793, dem Jahr der Plünderung des Klosters Lindisfarme oder mit den ersten Wikingerzügen gegen die englische Küste 788. Wir beziehen auch den europäischen Kontinenet in die Betrachtung ein und setzen den Beginn der Wikingerzeit mit 734 an, als der friesische Handelsort Duurstede geplündert wurde. (So auch Henri Pirenne, Mohammed und Karl der Große Stuttgart 1993 S.104 ) Auf dieses Ereignis bezieht sich die im Spiel für die Nordmanni angegebene Jahreszahl.

6) siehe "autorenkollektiv" Die Germanen Bd. 2 Berlin (Ost) 1983 S.19

7) Papst Pelagius II (579-590) war Ostgote. Noch im 11 Jahrhundert sind Italiener bezeugt, die nach gotischem Recht lebten.

8) Wilfried Menghin, Die Langobarden Stuttgart o.J. S.90 Marcus Junkelmann, Die Reiter Roms, Teil II Mainz 1991 hat mit den Methoden der experimentellen Archäologie nachgewiesen, daß der Stoßangriff gegen Infanterie durch den Gebrauch des Steigbügels nicht wesentlich verbessert worden ist, aber die Überlegenheit im Reiterkampf gegen Gegner ohne Steigbügel ist ganz offensichtlich.

9) Tamara Talbot Rice : Die skythisch-sarmatischen Stämme Südosteuropas. In: Fischer Weltgeschichte Band 8 Frankfurt am Main 1966 Sie schreibt allerdings auch, daß bereits die Sarmaten über den eisernen Steigbügel verfügt hätten, was dem heutigen Forschungsstand widerspricht.

10) Eine in manchen Darstellungen erwähnte Afrikaumsegelung phönizischer Seefahrer ist als Wissenschaftsfälschung entlarvt.

11) Theodor Schieder, Handbuch der europäischen Geschichte Bd 1 S.118 Stuttgart 1976

12) Jan Dhondt, Das frühe Mittelalter, Fischer Weltgeschichte Bd.10 S.26, Frankfurt am Main 1968

13) so Reinhard Wenskus in Handbuch der europäischen. Geschichte Band 1 S. 100

14) Der heutige Spachgebrauch "Vandalismus" ist nicht gerechtfertigt. Der besonders schlechte Ruf der Vandalen erklärt sich durch die Polemik katholischer Chronisten gegen das rigorose arianische Bekenntnis der Wandalen.

15) Autorenkollektiv a.a.O. Bd.2 S.442

16) Hinweise darauf entnehme ich amerikanischen Nachschlagewerken, deren Quellen ich nicht überprüfen konnte.

17) Diese Übernahme erfolgte keineswegs nur von den Nord-Iranern. Der Krönungsornat der Amalerkönige ist von den persischen Sassaniden übernommen.

18) Nebenfluß des Isonzo

Zuletzt geändert: 27.2.2000

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