Robert Blum

Geboren 1807 in Cologne (Département Roer - Französisches Kaiserreich), heute Köln

Gestorben 1848 in Wien (Österreich - Deutscher Bund) (hingerichtet)

Konfession: katholisch ab 1844 deutsch-katholische Kirche

31. März bis 3. April 1848 Mitglied des Vorparlaments,

3. April bis 17. Mai 1848 Mitglied des Fünfzigerauschusses,

18.Mai 1848 bis zu seinem Tode Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung

Der hochbegabte Sohn eines verarmten Handwerkers besuchte drei Jahre lang ein Jesuitengymnasium, das er verlassen mußte, weil er kein Stipendium bekam. Die anschließende handwerkliche Ausbildung und die Gesellenwanderjahre in verschiedenen Gebieten des Deutschen Bundes führen nicht zur Etablierung einer Handwerkerexistenz. Blum war in zahlreichen Berufen in ganz Deutschland tätig, unter anderem als Theaterdiener, Theaterschreiber und Bibliothekar, und er nutzte jede Gelegenheit, um seine Bildung zu verbessern. Er war Gasthörer an verschiedenen Universitäten, Schließlich gelang es ihm, sich in Leipzig zu etablieren, als Korrespondent von zahlreichen (mehr als 50) Zeitungen, Herausgeber mehrere Zeitungen, Freimaurer, Prediger der Deutsch-Katholischen Kirche und Organisator ihres ersten Konzils.

R.B. initiierte groß angelegte jährliche Schillerfeiern in Leipzig. Schiller, der „Freiheitsideologe“ (Thomas Mann) war ein zentraler Bezugspunkt für alle demokratischen Hoffnungen und politischen Bestrebungen der „Vormärzzeit“.

Für R.B. war die Teilhabe des IV. Standes (=der unterbürgerlichen Schichten) am politischen Prozeß der Weg zur Demokratie, „Klassenkampf“ und sozialistische Ideen lehnte er ab. Es ging ihm nicht um erzwungene Gleichheit, sondern um Chancengleichheit und Aufstiegsmöglichkeiten durch den Zugang aller Schichten zur Bildung und durch Abschaffung der Reste der ständischen Gesellschaft in einer demokratischen Republik.

Blum war schon bei Ausbruch der Revolution eine deutschlandweit bekannte Führerpersönlichkeit der Demokraten. Im Vorparlament stellte er sich auf die Seite Gagerns gegen den Antrag Heckers und Struves, die schon vor den Wahlen zur Nationalversammlung eine deutsche Republik proklamieren und das nicht durch Wahlen legitimierte Vorparlament zu einem permanenten revolutionären Gremium bestimmen wollten. Damit war der Bruch zwischen Demokraten und Republikanern vollzogen. Den badischen Aufstand während der Wahlvorbereitungen zur Nationalversammlung betrachtete Blum als „entsetzliches Verbrechen“ das der Sache der Republik Schaden zufüge. Im Mai übernahm er zunächst unangefochten die Führung des Parlamentsklubs „Deutscher Hof“. Blum setzte darauf, daß sich die Revolution angesichts der von ihm erwarteten gewaltsamen „Reaktion“ der Fürsten in Verbindung mit Rußland radikalisieren würde und daß dann auch die Liberalen für die Republik eintreten würden. Blum war gegen gewaltsame Aufstände von Minderheiten und suchte stets (und fand oft) Kompromisse mit den liberalen Anhängern einer konstitutionellen Monarchie. Er glaubte aber, daß sich die deutsche Revolution im Bündnis mit der Französischen Republik in naher Zukunft in einem Krieg gegen das Zarenreich zur Verteidigung der Zivilisation und zur Befreiung Polens befinden würde. Da er Rußland als Schutzmacht Dänemarks sah, befürwortete er die Verschärfung des deutsch-dänischen Konfliktes um Schleswig-Holstein und erwartete ein Eingreifen Rußlands und einen revolutionären Krieg, in dessen Dynamik die Republik würde durchgesetzt werden können. Im September war dieses keineswegs abwegige Kalkül gescheitert. Blum sah zur selben Zeit die Basis der Demokraten unter den unteren Volksschichten schwinden, die Ergebnisse der sozialen Versprechungen sehen wollten und denen die Verfassungsdiskussion der Frankfurter Nationalversammlung und Blums Kompromißpolitik abseitig und akademisch erschienen. Im Oktober 1848 ging Robert Blum mit einer Delegation linker Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung nach Wien, um zu demonstrieren, daß die parlamentarische Linke zur Revolution stand. Er wurde nach dem Sieg der kaisertreuen Truppen am 4. November gefangengenommen und mit ausdrücklicher Billigung Schwarzenbergs, der alle Versuche, den Abgeordneten aufgrund seiner Immunität zu schonen, zurückwies, von einem militärischen Standgericht verurteilt (Tod durch den Strang) und erschossen (begnadigt zu Pulver und Blei). Der Tod Robert Blums markiert einen in allen politischen Lagern empfundenen Wendepunkt des Revolutionsverlaufs am 9. November 1848 der zeitlich zusammenfällt mit der Zerschlagung der preußischen Nationalversammlung in Berlin.

R.B. gehört mit H. v. Gagern und F. Hecker zu den drei prägenden Führungspersönlichkeiten des Jahres 1848 im Deutschen Bund. Zum „Märtyrer der Revolution“ geworden war sein Nachruhm noch für mehrere Jahrzehnte bestimmend. In seiner politischen Nachfolge sahen sich sowohl gemäßigte Sozialdemokraten wie Liberale und selbst Nationalliberale des Kaiserreiches. Robert Blum fand posthum und Jahrzehnte später selbst den Respekt des alten Otto von Bismarck.

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Gerhard-Hermann Kuhlmann 13.10.2007 (Version 1.3)