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Version 1.0 Gerhard - Hermann Kuhlmann, Dezember 2005

"The lamps are going out all over Europe; we shall not see them lit again in our lifetime." (1),(2),(3)

Dieses Zitat beschreibt das Empfinden eines Zeitgenossen, der mit dem Kriegsausbruch 1914 eine leuchtende Epoche zuende gehen sah und den Beginn einer dunklen Zeit erwartete. Es paßt nicht zu einem Akteur, der von langer Hand einen Krieg vorbereitet hätte.

Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß der britische Außenminister Sir Edward Grey* (1862 bis 1933) -von ihm stammt das Zitat- das nicht nur gesagt, sondern auch tatsächlich empfunden hat.

Der liberale Politker Grey war zwischen 1905 und 1916 British foreign secretary .**

Schon in den Krisen seit 1905 hatte er gegenüber der deutschen Reichsführung deutlich gemacht, daß Großbritannien für den Fall, daß Frankreich von Deutschland angegriffen würde, in einen Krieg eintreten würde.

In großen Teilen der deutschen Öffentlichkeit galt er deshalb als besonderer Feind Deutschlands und Stratege der „Einkreisung“.***

In der Julikrise 1914 hatte der britische Außenminister präzisiert, daß

1. eine Verletzung der Neutralität Belgiens oder

2. ein Vordringen der deutschen Kriegsmarine in den Kanal

für Großbritannien ein Grund sei, an der Seite Frankreichs in den Krieg einzutreten.

* Nach seinem Großonkel ist die berühmte Teesorte „Earl Grey“ benannt.

** „the longest uninterrupted tenure of that office in history“ (Encyclopedia Britannica 1967)

*** Wie aus dem Brief hervorgeht, war auch Fritz von dieser Meinung beeinflußt.

Vielleicht dachte Martha, die vor dem Krieg in Großbritannien gelebt hatte, weniger negativ über Grey.